Kapitel 13

Der Papst des Erfolges

Die Wahl oder die Auswahl von Bergoglio als Kandidat für das Papsttum bleibt ein Geheimnis. Unerklärbar für alle Kirchengelehrten, aber auch für alle, die sich mit der Auswahl von Führungspersönlichkeiten befassen. Das Problem ist sein Manko an Führungsqualitäten, welches bisher von den Medien verschwiegen wurde. Man muss dazu nur das Curriculum von Bergoglio mit jenem der Vorgänger vergleichen. Jenes von Ratzinger lässt alle blass werden. Er war und ist ein wirklicher Doktor der Kirche. Von der Beteiligung am Konzil bis über seine theologischen Produktionen bis hin zu seinem akademischen Wirken, seinem Bischofsamt in München und dann auch als Stellvertreter oder als Gehilfe von Papst Johannes Paul II. als seine wirkliche Säule.

Papst Johannes Paul II. ist hingegen eine wirkliche Legende. Sein Leben als Arbeiter, Student, Poet, Mystiker unter der nationalsozialistischen Herrschaft, seine Beteiligung am Widerstand, sein Widerstand dann gegen den Stalinismus, sein Doktorat, sein Bischofsamt unter kommunistischer Herrschaft, seine Reisen, seine Beteiligung am Konzil, seine Tätigkeit als Dozent an der Universität und sein theologischer Tiefgang sind Themen, welche moralisch und persönlich auch Papst Paul VI. beeinflusst haben. Und hinzu kommt bei beiden die Kenntnis von Fremdsprachen.

Ähnlich könnte man auch mit Montini als Papst sprechen. Alle drei dieser Päpste hatten einen Lebenslauf, welcher sie als Papst, als natürliche Kandidaten hervorgebracht hat. Das ist beim Lebenslauf von Bergoglio so nicht der Fall. Chemischer Angestellter, er tritt erst mit 22 Jahren ins Seminar ein; er bewältigt dann philosophische und theologische Studien, er spricht kaum Sprachen, bis auf Spanisch und Italienisch, er hat nicht große Reisen unternommen, bis auf Südamerika, und er konnte auch kein Doktorat in Theologie in Deutschland erwerben.

Er wurde dann Provinzialsuperior der Jesuiten in Argentinien, als eine Rolle, in welcher er eigentlich sich selbst isoliert hat, auch im Innern der Jesuiten. Als er als Papst dann mit dem Direktor der Zeitung Civiltà Cattolica gesprochen hat, übt er auch selbst Kritik:

„Meine Herrschaft oder meine Verwaltung als Jesuit hatte einige Mankos. Ich war 36 Jahre alt, was ein Wahnsinn war. Man muss sich befassen mit den schwierigen Situationen, und ich habe meine Entscheidungen persönlich gefasst und auch harsch. Mein autoritärer Führungsstil hat mir bald schon enorme Probleme beschert. Mein autoritärer Stil hat mir Entscheidungen abgenommen und hat mir aber auch Probleme geschafft.“

Die Journalistin Pique hat sogar geschrieben, dass Bergoglio als Jesuit nicht geliebt wurde, und dass ein alter Jesuit folgende Worte gesagt haben soll: „Vielleicht kann ein böser Jesuit auch ein guter Bischof werden.“

Als Bischof war er dann für die Menschen immer erreichbar und hat sogar eine Telefonhotline eingerichtet. Seine Bischofstadt Buenos Aires hat aber mit seinem Bischofsamt keinen christlichen Aufschwung erfahren. Und seine Arbeit als Bischof war nicht wirklich auffällig. Er hat keine Bücher geschrieben und sich auch nicht an intellektuellem Diskurs beteiligt. Er wurde beschrieben damals als introvertiert, viele bezeichneten ihn auch als nervös und als Einzelgänger. So wurde er von verschiedenen Stellen als jemand bezeichnet, dessen Stimme unauffällig ist, aber sehr tiefgängig, und er wurde auch als Asket bezeichnet.

Seine Kritiker sagen, er habe wenig Charisma, er würde in seinen Diskursen sehr wenig intellektuell sprechen, er hätte auch keine hohe akademische theologische Ausbildung und man würde ihn nicht entziffern können in den kirchlichen Richtungen. So hat er als Superior der Jesuiten sich der Befreiungstheologie gegenübergestellt, er hat dann aber das Elend der Armut thematisiert, und als Bischof hat er den Heiligen Stuhl in den ethischen Kämpfen nicht unterstützt und befolgt.

Was in den Medien dann kursiert ist, waren Bilder von Bergoglio, wo dieser mit öffentlichen Verkehrsmitteln durch die Stadt gefahren ist, auch um zu verdeutlichen, er würde ein sehr einfaches Leben führen. Dieser Stil war suggestiv und hat den Eindruck geschaffen, es würde sich bei ihm um einen Hirten handeln, der dem Vatikan hilft, zur Einfachheit zurückzukehren.

Sein Leben kann auch als jenes eines Vermittlers aufgefasst werden. In der Zeit der Diktatur hat er sich weder für die eine noch für die andere Seite entschieden. Sicherlich kann man aber nicht sagen, dass er ein Komplize des Regimes war. Wie in einem Buch allerdings dokumentiert wurde, hat sich Bergoglio für Verfolgte eingesetzt, die nicht immer Christen waren, sondern auch Ungläubige.

Als die Demokratie wiedergekehrt ist, wurde Bergoglio zum Bischof. Und er hat im Jahr 2000 in einer Ansprache alle in der Kirche zur Buße aufgefordert für das Verhalten während der Diktatur. Auch in der wichtigen Konferenz von Aparecida, ist Bergoglio eher als Ausgleicher aufgetreten, der sich weder auf die eine noch auf die andere Seite geschlagen hat.

Einem Papst könnte vielleicht ein akademischer Titel von Nutzen sein. Aber einen solchen hat Bergoglio nicht erreicht. Die Wirklichkeit ist am 14. März, also einem Tag nach der Papstwahl, herausgekommen. Die Fakultät St. Georgen von Frankfurt hat anlässlich der Papstwahl diese Wahl befürwortet und gratuliert, schreibt aber auch, dass Bergoglio in den 80er Jahren einige Monate in Deutschland war, um sich mit einigen Professoren über das Projekt eines Doktorates abzusprechen. Aber er ist zu keinem Ergebnis gekommen.

Effektiv hat Bergoglio weder eine Dissertation geschrieben, noch hat er im Sinn des Doktorats dort gewirkt. In der offiziellen Biographie steht hingegen, dass Bergoglio im März 1986 in Deutschland seine Doktorarbeit beendet hätte. War das eine Ungenauigkeit oder eine Falschangabe?

Wenn man als Papst nicht Theologie studiert hat, dann kann es ein Problem sein. Insbesondere, wenn man, so wie Bergoglio, dann auch gegenüber jenen, die sich den Studien der Theologie und der Doktrin widmen, auch ziemlich frech begegnet.

So hat Bergoglio öfters Stellung bezogen gegenüber jener theologischen und spirituellen Welt, die sich gegenseitig belobigen würde. In der Wochenzeitung „Mein Papst“, welche komplett Bergoglio gewidmet war, ist in jener Ausgabe vom 15. August 2014 ein Interview mit Monsignore Guillermo Javier Karcher erschienen, dem Zeremonienmeister des Papstes , welcher am Tag der Wahl des Papstes das Mikrophon gehalten hat. Dieser sagte, er hätte eine Vision gehabt, nämlich eine Madonna auf einem Wagen mit spektakulären Ornamenten, und er hätte dann verstanden, aufgrund dieser Vision, dass Franziskus eine Aura habe, die maximalen Respekt verbreite und die ihn auch hindere, sich zu weit Franziskus zu nähern.

Ist das nicht übertrieben für einen Zeremonienmeister, der eigentlich mit derartigen Aufgaben vertraut sein müsste. Tatsache ist, dass die Mystifikation von Bergoglio unter der Figur Bergoglio von Anfang an weit getrieben wurde. Es sind sofort schon Filmprojekte erschienen, eine Vielzahl an Büchern, Zeitschriften, die sich Bergoglio widmeten, Souvenirs und eine wirkliche Franziskusmanie. Insbesondere die laizistische Presse und die laizistischen Medien haben diese Figur von Bergoglio intensivst mystifiziert. Man ist fast perplex, wenn man Banker und Industrielle sieht, die sich diesem Papst der Armen irgendwie anschließen wollen, welcher gegen den reichen Norden auftritt - und der öfters schon gegenüber dem reichen Norden von „Schämen“ gesprochen hat.

Und da gibt es auch noch Zeitungen von multinationalen Konzernen, welche die Aufnahme des Befreiungstheologen Gustavo Gutierrez fordern. Auch das Magazin „Fortune“, welches immer wieder die reichsten Menschen der Welt klassifiziert, hat im August/September 2014 auf dem Titelbild ein Photo des Papstes gehabt mit dem Titel des „Heiligen Reformers“. Und man liest dort, dass der populäre Franziskus mehr als ein Papst ist, nämlich ein „Manager erster Klasse“, welcher die Finanzen des Vatikans reformieren würde. Jene Reform ist aber von keinem je gesehen worden. Bergoglio ist dann auch noch als Mann des Jahres gewählt worden von der „Times“ und auch von der italienischen Zeitung „Vanity Fair“, wo er sogar von Elton John gelobt wurde.

Man muss diesem ganzen Lobgesang entgegenhalten, dass gerade im Lukasevangelium durch Jesus gesagt wurde, man solle sich vor jenen hüten, die die Menschen nur loben, so hätten es auch ihre Väter mit den falschen Propheten getan. Und weiter im Lukas Evangelium „selig sollen jene sein, welche von der Welt gehasst werden, weil sie sich zum Sohne Jesus bekennen. Sie werden auch im Himmel Große sein“.

Als solch einen Großen kann man sicherlich Benedikt XVI. bezeichnen, aber kaum den Papst Bergoglio. Dieses Schmeicheln hat sogar Bergoglio selbst als Gefahr dargestellt, nämlich in einem Artikel mit Ferruccio de Bortoli im „Corriere della Sera“. Dort hat er gesagt:

„Mir gefällt es, zwischen den Leuten zu sein. Mir gefallen die ideologischen Interpretationen hingegen nicht. Besonders jene, welche man mit dem Papst Franziskus assoziiert. Wenn nämlich gesagt wird, ich würde nachts aus dem Vatikan hinausgehen, um die Obdachlosen zu füttern, dann wundere ich mich, denn ich habe das nie getan. Sigmund Freud hat gesagt, dass es ein Fehler ist, wenn man jemanden idealisiert, und dass das eine Aggression ist. Wenn man einen Papst als Superman darstellt, dann ist das für mich fast schon ein Angriff, denn ich bin ein Mensch, der lacht, weint, der einfach schläft und der mit Freunden isst. Eine normale Person.“

Medien, die einen Papst oder einen Menschen grundsätzlich derart loben und beschmeicheln, wollen ihn verführen. Ein Papst sollte sich deshalb nicht auf diese Medienspiele einlassen. Denn die Mächte dieser Welt haben alle eines im Sinn, nämlich den Glauben demolieren und die Kirche demolieren. Das hat so auch Don Giussani in einem interessanten Beitrag erklärt. Dass nämlich alle Botschaften der Kirche durch Beten und Öffentlichkeit manipuliert werden. Und diese Manipulation durch laizistische Medien sei in dieser Welt evident. Und diese Medien würden alle jene Kreise, die sich der Häresie verschreiben, hochlobend verteidigen und ständig als wichtige Bestandteile in den Mittelpunkt stellen.

Papst Franziskus muss sich die Frage stellen, ob er mit seinen Botschaften nicht auch Botschaften öffentlich thematisiert hat, die genau diesen dominanten Ideologien in die Hände spielen. Wieso widersteht er nicht diesen Versuchungen? Man könnte diese Versuchungen leicht vermeiden, so wie Don Milani, welcher gegenüber der progressistischen, radikal-schicken und links-intellektuellen Medienlandschaft, die ihn instrumentalisieren wollte, Folgendes sagte, als sie behauptet hatten, er sei einer von ihnen:

„Ich bin keiner von euch, ich bin einfach nur ein Priester und fertig. Ich bin Teil der Kirche wegen meiner Ideen, weil es die Kirche ist, welche die Sakramente beinhaltet. Die Absolution für meine Sünden gibt mir wohl sicherlich nicht die Zeitung „l’Espresso“, und auch nicht die Kommunion und Messe. So müssen sich alle, diese Medien, vergegenwärtigen, dass sie nicht die Qualifikation haben, um all diese Sachen zu beurteilen und zu kritisieren. Sie sind nicht qualifiziert, ein Urteil abzugeben. Ich habe 22 Jahre gebraucht, um aus der sozialen Klasse auszutreten, welche Zeitungen liest wie „l’Espresso“ und „Il Mondo“. Sie sollen mich aburteilen, als Demagogen bezeichnen und nicht als einen von ihnen. Denn ich bin keiner von ihnen. Die einzige Sache, die zählt, ist, was für Gott zählt. Und die einzige Aufgabe für den Menschen ist, dass er so lebt, wie es Gott will. Der Rest ist nur Schaum.“

Solche Worte hätten wir auch vom Kardinal Martini hören wollen. Aber wir haben sie nicht gehört, denn er ist einer der Lieblinge der Medien. Und vor allem hätten wir sie von Papst Franziskus hören wollen, der noch mehr Liebling der Medien ist. Aber auch von ihm hören wir sie nicht. Man hat das Gefühl, dass wir in unserer heutigen Epoche uns gegenüber jener Idee aufschließen würden, die Pater Livio Fanzaga vor einigen Jahren als die Versuchung des einfachen Konsenses bezeichnet hat. Und er meinte diejenige Versuchung, welche den authentischen religiösen Glauben korrumpieren würde. Und Pater Livio hat dann behauptet, dass sich Satan die Kleider eines Paters anziehen würde, und er meinte, dass auch Kirchenmenschen täuschen können. Sie machen es mit Bewusstsein, und deshalb muss man auch gegenüber Kirchenmenschen mit doppelter Vorsicht auftreten.

Das war im Jahr 2009, und auch damals war die Versuchung klar, welche er folgendermaßen bezeichnet: Wenn die Kirche nur noch eine Spektakel-Religion wird, dann ist die Manie in die Kirche eingetreten. Das ist eine Religion, die lieber Werbespots hat als die Predigt.

Eine Kirche und eine Religion, die nur noch ein Bestandteil dieser Welt sind, haben nichts mehr mit dem Kreuzweg Christi zu tun, das ist hingegen die x-te Fälschung des Satans. Es sind vor allem die Diener der Kirche, welche sich vor den Versuchungen Satans hüten müssten. Es ist nicht selten der Fall, dass sogar Diener der Kirche, dann, wenn es opportun ist, ungemütliche Stellen des Evangeliums leugnen. So werden sogar Worte von Jesus zensuriert und deformiert und der modernen Welt angepasst. Sie verkaufen ihr Gefallen-Wollen zu einem billigen Preis, wie es Bonhöffer sagen würde, um den leichten Konsens zu erreichen, um geliebt zu werden und um sich in ihrem persönlichen Geist zu entwickeln. Sie interessiert eher die eigene Popularität in der Welt als die Anerkennung durch Gott.“

Und Pater Livio sagt weiter: „Wehe, wenn die Diener der Kirche nicht in der Lage sind, ihren Gläubigen eine pure und authentische Religion zu präsentieren. Ein hypokritischer Hirte kann nicht seine Schafe in Gesundheit führen. Ein Prediger, der sich nicht dem Glauben unterordnet, kann seine Herde nicht füttern, weil diese vergiftet ist. Ein nicht-glaubender Diener Gottes tötet seine Herdentiere. Wehe jenen Gesellschaften, die keinen Hirten, sondern einen Söldner haben und die deshalb der Gefahr der Wölfe ausgeliefert sind.“ Worte die heute aktueller denn je sind.