Kapitel 15

Der Fall Bergoglio

Das erste Jahr der Ära Bergoglio hat viele Beunruhigungen unter Katholiken verursacht. Zu oft sind seine Worte und seine Gesten ohne Klarheit erfolgt. Wir bringen jetzt einige Beispiele:

Das erste zum Thema der Moralität und der Sünde, welche Berg glio in verschiedenen Zeitungen bereits hat als Botschaft verbreiten können. Wir vergleichen das mit der katholischen Doktrin und mit der katholischen Lehre, welche immer darauf hinweisen, dass der Papst kein absolutes Souverän ist. Wie das Erste Vatikanum dogmatisch festhält, hat jedes Papsttum klar gesetzte Grenzen. Der Papst ist ein Aufbewahrer und er kann nicht den Glauben neu erfinden oder auch leugnen. Wie auch immer Benedikt XVI. behauptet hat, ist die Kirche Eigentum Christi und nicht der Päpste. Jede Lehre des Papstes muss sich in die Lehre der Kirche, wie es seit jeher war, eingliedern.

Wir kommen jetzt zum Vergleich. In einem Brief an Eugenio Scalfari in der Repubblica vom 4. September 2013 schreibt Bergoglio:

„Auch jene, die nicht an Gott glauben, haben sich an das eigene Gewissen zu halten. Und das Übel beginnt dort, wo man gegen dieses Gewissen handelt. Ob man an dies Gewissen sich hält oder nicht, entscheidet über Gut und Böse.“

In einem weiteren Interview mit Eugenio Scalfari sagt Papst Franziskus in der Repubblica vom 1. Oktober 2013:

„Jeder von uns hat eine Vision vom Guten und vom Bösen. Wir müssen jeden anhalten, dass er seine Idee des Guten weiter verfolgt. Es würde reichen, wenn jeder seine Idee des Guten weiter verfolgt und das Böse abwirft, um eine bessere Welt zu verwirklichen.“

Stellt man jetzt diese Aussagen der katholischen Lehre gegenüber, dann muss man folgende Sachen und Erkenntnisse festhalten: Im Katechismus der katholischen Kirche ist in den Artikeln 1786, 1790, 1791 davon die Rede, dass das persönliche Gewissen, welches man für sich beansprucht, die Wahrheit, die Authentizität und die Botschaft der Kirche und des Glaubens in Frage stellen, weil man damit eine rein subjektives, juridisches Moralmaß etabliert. Und es passiert, dass das moralische Gewissen aus der Ignoranz und aus falschen Urteilen sich heraus entwickelt. Zu dieser Angelegenheit bezieht auch Paul VI. am 12. Februar 1969 Stellung. Er sagt: „Man muss festhalten, dass das Gewissen nicht eine persönliche Wahl ist, sondern sie kann nur Interpretation einer Norm sein, die innerlich in uns drin ist und die über uns steht, keine selbsterfundene Norm. Das Bewusstsein ist nicht der Ursprung von Gut und Böse, nein. Das Gewissen ist nur eine Stimme, welche dieses Gute und Böse wahrnimmt. Und es ist so gesehen eine Interpretation eines Gesetzes. Und ein Gewissen muss sich auf eine Norm beziehen, welche sicher ist und wo sicher ist, dass sie wahr ist. Und das kann sicher nicht der Fall sein, wenn man eine Norm dem subjektiven Eindruck zuschreibt.“

In einem weiteren Interview mit Eugenio Scalfari sagt Papst Franziskus in Repubblica vom 13. Juli 2014 Folgendes:

„Das Gewissen ist frei. Wenn man das Böse bewertet, dann deshalb, weil man sich davon erwartet, dass dieses Urteil vom Himmel wertgeschätzt wird. Wir wissen nicht mehr und wir können nicht mehr sagen dazu. Das Gesetz Gottes wird von Gott festgesetzt und nicht von den Menschen.“

Vergleicht man das mit dem Katechismus der katholischen Kirche, dann muss man auch zu folgenden Einsichten kommen: Es ist falsch, die Moralität der Menschen in ihrem Handeln nur daraufhin zu bewerten, welche Konsequenzen sie erwartet. Es ist auch falsch, das Böse nur deshalb als solches zu bewerten, weil im Nichtbefolgen des Bösen etwas Gutes uns erwartet. In der Schrift Dignitatis Humanae, welche von Paul VI. veröffentlicht wurde, sind dann folgende Worte enthalten: „Die Kirche ist die Lehrerin der Wahrheit und ihre Mission muss es sein, eine authentische Konzeption der Wahrheit Christi zu vermitteln. Und die Christen müssen diese Wahrheit auch im Umgang mit Nichtgläubigen vertreten und verbreiten.“

Johannes Paul II. schreibt hingegen in Veritatis Splendor Folgendes: „Um die rationalen Kriterien einer richtigen moralischen Entscheidung verständlich zu machen, beziehen sich die verschiedenen Theorien entweder auf die Intention oder auch auf die Konsequenzen derselben. Beides ist aber nicht ausreichend. Dass man nämlich Konsequenzen davon abhängig macht, inwiefern man Gut und Böse beurteilt, ist ein falscher Ansatz. Damit kann man nicht beurteilen, ob ein Handeln dem Wesen entspricht, ob sie aus seinem eigenen Dasein entspricht, ob sie moralisch gut oder moralisch böse ist.“

Man könnte jetzt behaupten, dass das Handeln und die Worte von Bergoglio zwar gegen die katholische Lehre gerichtet sind, aber dem Zweiten Vatikanum entsprechen. Das ist aber absurd, denn das Konzil hat die Doktrin nicht verändert. Zudem sind die Päpste Paul VI. und Johannes Paul II. Päpste des Konzils. Die Worte Bergoglios widersprechen nicht nur den Konzilstexten, sondern auch einer der progressivsten Schriften, nämlich der Dignitatis Humanae. Es ist auch absurd, wenn man Bergoglio als eine Folge des Konzils bezeichnet. Das Gegenteil ist der Fall.

In einem Interview, wiederum mit Eugenio Scalfari, in der Repubblica vom 1. Oktober 2013 sagt Bergoglio:

„Ich glaube an Gott, aber nicht an einen katholischen Gott. Es gibt keinen katholischen Gott. Es gibt nur Gott.“

Benedikt XVI. schreibt in der Zeitschrift Verbum Domini Nummer 14 Folgendes: „Der Sohn Gottes hat uns in Seiner Anwesenheit alle Fragen beantwortet. Welcher jetzt Gott noch mehr prüfen will, würde Gott angreifen, weil er seinen Blick nicht vollkommen auf Christus bezieht, sondern neue Dinge und andere Dinge sucht.“

In der Schrift Dignitatis Humanae sind hingegen folgende Worte enthalten: „Die einzige wahre Religion besteht uns in der katholischen Kirche, welcher der Herr Jesus anvertraut hat mit der Botschaft „Geht hinaus in die Welt und bekehrt alle.“ Und alle Wesen dieser Welt sind aufgefordert, sich der Wahrheit zu widmen und sie zu verbreiten.

In der Schrift Dominus Iesus Nummer 4 wird hingegen Folgendes klargestellt: „Der missionarische Auftrag der Kirche wird heute durch relativistische und pluralistische Theorien in Frage gestellt. In der Konsequenz versucht man, die Lehre Christi als überholt darzustellen, so auch die Einzigartigkeit des Mysteriums Jesu Christi, die Einzigartigkeit und Universalität der Kirche selbst, das Reich Gottes und die Existenz der katholischen Kirche als einzige Kirche Christi. Im Katechismus der katholischen Kirche, im Kompendium mit der Nummer 171 finden wir hingegen folgende Worte: „Was bedeuten die Worte, dass es außerhalb der Kirche kein Heil gebe? Es bedeutet, dass jedes Heil von der Kirche kommt, welche Jesus Christus verkörpert. Es können also jene nicht dem Heil zugeordnet werden, welche diese Kirche nicht betreten.“

Wiederum mit Eugenio Scalfari kommt in der Repubblica am 29. Dezember 2013 Folgendes zu Wort: „Franziskus,“ so schreibt Scalfari, „stellt die Dogmen in Frage und er widerspricht ihnen sogar manchmal. Und er hat dann sogar gesagt, dass Gott nicht katholisch ist, weil Gott der Geist der Welt ist.“

In der Schrift Dominus Iesus Nummer 7 ist hingegen davon die Rede, dass man zwischen dem theologischen Glauben und den Glauben an andere Religionen unterscheiden müsse. Während das Vertrauen in die eigene Religion ein Eintreten ist in die Wahrheit, ist das sogenannte Glauben an andere Religionen nur ein Zusammensein von Erfahrungen, welche notwendig waren, um zum wahren Glauben zu finden.

Pius XI. schreibt hingegen in der Schrift „Mit brennender Sorge“: „Man muss den Blick auf jene Doktrinen richten, welche heute Gott als irgendeine persönliche Inspirationsquelle einfach nur mehr darstellen wollen. Das Gottesbild aus den Evangelien ist hingegen fest und definitiv, und zwar für immer und keine Frage derartiger persönlicher Intentionen.“

Wiederum im Katechismus der katholischen Kirche mit der Nummer 65 finden wir dann die Worte: „Christus, der Sohn Gottes, ist das einzige Wort, perfekt und definitiv von Gott gesandt, um Licht zu bringen.“

Papst Franziskus sagt dann in der Repubblica vom 4. September 2013 folgende Worte:

„Ich würde nie von absoluter Wahrheit sprechen, denn ich würde nicht davon sprechen, dass es Dinge gibt, die absolut sind und ohne Relativismen. Wahrheit ist eine Relation. Das bedeutet zwar nicht, dass sie subjektiv ist, im Gegenteil, aber es bedeutet, dass sie uns nur im Sinne eines Lebens vermittelt wird und nicht als etwas Absolutes und als absolut Verständliches.“

Demgegenüber schreibt Benedikt XVI. in Caritas in veritate: „Gott, die Ewige Liebe und die Wahrheit sind absolut.“

Wiederum steht in der dogmatischen Verfassung Dei Filius von Ersten Vatikanum: „Der einzige lebende und wahre Gott muss als etwas Singuläres, etwas absolut Einfaches und Unveränderbares aufgefasst werden, welcher allem dieser Welt übergeordnet ist und durch sich selbst definiert wird.“

Im Katechismus vom Heiligen Pius X. steht dann hingegen: „Gott ist der Herr des Absoluten aller Dinge.“

In der Schrift Dominus Iesus mit der Nummer 4 steht dann: „Es wird heute versucht, dass man Jesus Christus und der Kirche keinen absoluten Wahrheitsgehalt mehr zuweisen will und dass man alles, was dem Glauben entspricht, mit einem Schatten der Unsicherheit und des Zweifels überwirft.“

Wiederum in Dominus Iesus mit der Nummer 15 finden wir dann: „Oft wird in der Theologie versucht, Termini wie Einzigartigkeit, Universalität und Absolutheit zu vermeiden, welche nämlich in Bezug auf andere Religionen vermitteln würden, dass der Glaube an Jesus Christus absolut sei. In der Realität ist diese Sprache einzig und allein darauf ausgelegt, dass sie den Glauben an die eigene Sache unterstreicht. Man muss deshalb sagen, dass Jesus Christus eine Bedeutung und einen Wert hat für die Menschheit und die Geschichte, welcher singulär ist, einzigartig und exklusiv, universell und absolut.“

In der Repubblica vom 1. Oktober 2013 stehen dann in Bezug auf den Papst folgende Worte:

„Der Proselytismus ist eine Dummheit. Man muss sich kennen, man muss sich verstehen, man muss sich auch zuhören können, um die Weisheit der Welt aufzufassen.“

 Und er sagt dann auch in einer Botschaft in Bezug auf das Fest des Heiligen Gaetano in Argentinien am 7. August 2013:

„Gehst du hinaus, um einen anderen davon zu überzeugen, katholisch zu werden? Nein, das machst du nicht. Du gehst nur hin, um ihm zu helfen. Alles andere macht Jesus.“

Vergleicht man das jetzt mit den Worten des Heiligen Paulus, dann sieht man gleich schon, was dieser dazu sagt: „Verbreite das Wort, versuche, den opportunen Moment zu finden und lehre dies dann auch.“ Und weiter: „Wehe, wenn du nicht das Evangelium verbreitest.“

In der Schrift Sacrosanctum Concilium 9 steht hingegen: „Alle Werke von Caritas und des Apostolats sind da, um andere von dem Weg Christi zu überzeugen, auch wenn sie heute noch nicht diesem Weg angehören.“

In einem Interview von Pater Antonio Spadaro, welches dieser mit Franziskus gehalten hat in der Zeitung La Cività Cattolica, sagt Bergoglio: „Das Zweite Vatikanum war eine Lektüre des Evangeliums in einem kulturell gegenwärtigen Licht.“ Und der Diskurs mit dem Pfarrer in Caserta Giovanni Galantino sagt Bergoglio:

„Wenn wir an die Globalisierung denken, dann müssen wir auch denken, was die Einheit der Kirche sein kann. Vielleicht ist sie eine Kugel? Nein, sie kann keine Kugel sein, denn eine Kugel wäre Uniformität, was der Heilige Geist nicht sein kann. Wir sollten vielmehr an einen Polyeder denken. Das ist eine Einheit mit vielen verschiedenen Teilen, wo eine jede ihre eigenen Befindlichkeiten hat, ihr eigenes Charisma. Und dass diese Einheit in Verschiedenartigkeit besteht.“

In der Schrift Dominus Iesus steht hingegen: „Wir können die Kirche Christi nicht als eine Summe der Kirchen und der Kirchengemeinschaften verstehen. Es gibt schon eine Einheit, und diese Einheit ist die katholische Kirche.“

In der Moralpredigt mit dem Ende des Kirchenjahres am 24. November 2013 sagt Bergoglio:

„Jesus vermittelt nur ein Wort des Vergebens, nicht des Verbannens.“

Es steht hingegen im Markusevangelium: „Wer nicht glaubt, wird verdammt.“ Ähnliches steht auch im Matthäus-Evangelium. Und in der Schrift vom Zweiten Vatikanum Ad gentes mit der Nummer 8 steht: „Christus ist die Wahrheit und der Weg.“ Und weil klar ist, dass jene, welche nicht glauben, verbannt sind, ist es evident, dass die Worte Christi eine Zusammenfassung sind von Worten des Vergebens und Worten des Verbannens, von Worten des Lebens und Worten des Todes.“

Man hat gesehen, dass die Worte von Bergoglio viel mehr Zweifel geschaffen haben. Es sind Worte, die sehr weit weg sind in Bezug auf das, was die Kirche mit dem Zweiten Vatikanum immer schon gepredigt hat. Und es scheint fast, als ob die Assistenz des Heiligen Geistes bei diesem Papsttum heute abwesend wäre.

Auf der anderen Seite, wenn die Papstwahl effektiv ungültig war, muss man sich auch die Frage stellen, ob nicht die Einberufung neuer Kardinäle, neuer Heiliger ungültig ist. Das alles stellt sich auch in Bezug auf Entscheidungen von Bergoglio. Man denke auch an die Synoden zur Familie vom Jahr 2014 und jener, welche generell sein wird und im Oktober 2015 vor sich gehen wird, wo es eine Änderung gibt in der 2000-jährigen Geschichte der Kirche.

Der Berater des Heiligen Stuhls Enzo Bianchi hat, als der Papst eingesetzt wurde, behauptet: „Der Papst wird das Papsttum revolutionieren und reformieren und auch das Verhältnis mit den Orthodoxen begünstigen.“ Das alles ist auch vom Erzbischof in den USA John Quinn bestätigt worden, welcher im Jahr 1999 ein Buch veröffentlicht hat mit dem Titel „Die Reform des Papsttums“. Dieser hat dann gegenüber der Zeitung National Catholic Reporter gesagt, dass Bergoglio ihm bereits gesagt hätte, er habe dieses Buch gelesen und er hoffe, dass das alles auch umgesetzt werde. Die Frage, die sich jetzt stellt, ist: Entwickelt sich das Papsttum genau in jene Richtung? Die Aussicht ist dramatisch.