56. Die menschliche Anmaßung erzeugt Dunkelheit

Der Feind des Menschen ist ein tiefer Kenner der menschlichen Natur, und er kennt ihren verwundbarsten Teil: Da setzt er an, bearbeitet ihn, liebkost ihn und verführt ihn. Sobald ein kleiner Spalt offen ist, tritt er ein und beginnt sein Zerstörungswerk.

Wie ist er bei den Stammeltern vorgegangen? Auch bei ihnen hat er sich an die Frau gewandt, an Eva, die für die Eitelkeit zugänglicher war als der Mann: «Hat Gott wirklich gesagt: Ihr dürft von keinem Baum des Gartens essen? Da sprach die Frau zur Schlange: „Von den Früchten der Bäume im Garten rfen wir essen. Nur von den Früchten des Baumes in der Mitte des Gartens hat Gott gesagt: 't nicht davon, rührt sie nicht an, sonst müßt ihr sterben!' Die Schlange sprach zur Frau: Nein, auf keinen Fall werdet ihr sterben! Vielmehr weiß Gott, daß euch, sobald ihr davon t, die Augen aufgehen, und ihr wie Gott sein werdet, indem ihr Gutes und Böses erkennt» (Gen 3,1-5).

Mein Sohn, das ist stets die Taktik des Feindes. Er hat die Wirksamkeit der gegen die Stammeltern angewandten Waffe erkannt und benützt sie mit der gleichen List weiter. W i e oft ist er in Seelen eingedrungen, die uneinnehmbare Festungen zu sein schienen, während sie in Wirklichkeit unglaublich leicht in seine Hände fielen!

Satan haßte den Täufer schrecklich, der ihm viele Seelen entriß. Er schaffte ihn beiseite...; er erregte Herodias zur Eifersucht, machte den Tyrannen Herodes in ihre Tochter verliebt, und das Spiel war gewonnen!

 

Es gibt viel mehr Opfer als Kämpfende

Eine Waffe, deren sich Satan bedient, ist also die Frau. Es gibt keinen Ort, wo sie nicht anzutreffen ist: Im Kino, im Theater, in den Städten, selbst in den abgelegenen Gegenden der Berge und Landschaften, in den Zeitungen und Illustrierten aller Art und auf verschiedensten Gegenständen. Überall zeigt sie die Begierlichkeit des Fleisches; eine schreckliche Waffe, deren Opfer unzählbar sind; Satan belagert die Menschheit mit den beiden Begierden des Geistes und des Fleisches. Diese beiden Köder haben es ihm ermöglicht, einen großen Teil der Menschen zu beherrschen; mit diesen beiden Waffen ist es ihm gelungen und gelingt es ihm immer noch, seine schäumende Wut auf die Menschen und die Völker zu ergießen. So kann er seinen Durst nach dem Bösen, nach Blut und Gewalt und nach jeder Art von Bosheit stillen.

Ergründet doch ein wenig die Übel, an denen die Welt leidet! Ist ihr Ursprung, ihre Wirkursache nicht klar erkennbar?

Selbst in meiner Kirche gibt es mehr Opfer, viel mehr Opfer als mpfer gegen die heutigen Übel. Warum? Weil man nicht an den Kampf und nicht mehr meinen Worten glaubt, die sich nie ändern.

Nur wenige Heilige haben treu an ihrem Platz ausgeharrt, weil ihr Glaube fest blieb und mit ihrem Glauben die Hoffnung und die Liebe. Alle mit diesen großen Tugenden Gewappneten sind echte mpfer gegen die Mächte der Finsternis und des Hochmuts.

 

Von verräterischen Offizieren... getäuschtes Heer

Abgesehen von den wenigen Guten und Heiligen, gleicht die Kirche heute einem großen Heer, das seiner besten Offiziere beraubt ist. Dennoch ist es für ein Heer weniger schlimm, als wenn es verräterische, ungeeignete Offiziere hat. Es ist einleuchtend, daß sie in den Händen des Feindes eine mächtige, mörderische Waffe sind. Wie viele solcher Überläufer befinden sich heute in meiner Kirche... Den Schaden werdet ihr bald feststellen können.

Mein Sohn, warum die große Eindringlichkeit, die vorhandenen Übel in meiner Kirche bloßzulegen? Die Liebe, und ich bin die Liebe, bedeckt die Wunden; sie breitet sie nicht zum Spott der anderen aus. Wie aber ist es dann zu erklären, daß dir diese Botschaften gegeben werden?

Mein Sohn, es ist nicht mein Wunsch, zu demütigen, sondern die zu heilen, zu retten, die sich auf dem Weg in den Abgrund befinden. Wenn sich die zur Verfügung stehenden Mittel für gewisse Krankheiten als unwirksam erweisen, legt der Chirurg die Wunde frei und greift ein. Jetzt bin ich als Arzt gezwungen, die Wunden meiner Kirche freizulegen und Heilmittel anzuwenden. Wenn sich aber auch dieser letzte Versuch als unnütz erweist, so wird das ungeahnte Verderben zur schrecklichen Wirklichkeit.

Mein Sohn, sei ausdauernd im Beten und Sühnen; du weißt nicht, wieviel Freude deine Gebete und deine Sühne meinem Herzen vermitteln.

Ich segne dich, mein Sohn, und euch jetzt und immer. 20. Juni 1978