58. Du sollst keine fremden tter haben

Mein Sohn, es ist notwendig, daß der Betende sich durch einen Akt des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe in meine Gegenwart versetzt.

Der Mensch muß sich ganz mir zuwenden; er soll mich nicht vor sich und seinen Egoismus hinstellen, der stets besorgt ist, um materielle Dinge zu bitten. Vielmehr soll e r sich vor mir sammeln, mich anbeten und um die Verherrlichung des Namens meines Vaters, um die Ankunft meines Reiches und die Erfüllung meines Willens bitten.

Dem Mann des Glaubens, der dies tut, wird alles Übrige dazugegeben werden. Das erste Gebot: «Ich bin der Herr, dein Gott, du sollst keine fremden Götter neben mir haben», bedeutet, daß sich der Mensch als freies Geschöpf auf den rechten Platz mir gegenüber stellen m, wenn er auf seiner irdischen Pilgerfahrt das Gleichgewicht zwischen den materiellen und geistigen Forderungen seiner Person finden will.

Die Notwendigkeit des Übernatürlichen ist im Menschen so vordringlich, daß er, wenn ihm die übernatürlichen Wirklichkeiten abgehen, auf die Dauer weder Glück noch Frieden hat. Die Qual wird so groß, daß sie nicht selten zur Verzweiflung führt.

 

Zu Gott zurückkehren

Der Mensch ist das Werkzeug Gottes, und Gott .weiß, was ihm nottut. Deshalb hat er ihm das erste Gebot gegeben, das ihn auf den Weg führt, auf dem er sich auf den rechten Platz in der universalen Ordnung stellen kann.

Der Mensch, der aus Gottes Hand hervorgegangen ist, kehrt, wenn er seinen natürlichen Weg gegangen ist, zu Gott zurück.

Das liegt im Glauben und in der Vernunft begründet...

Du fragst mich, wie? Es ist einfach, mein Sohn; man macht Gott zum ersten und höchsten Zweck seines Lebens.

Gott in diesem Leben kennen, lieben und ihm dienen! Dann hingehen, um ihn im anderen Leben, im Himmel, zu genießen. Das ist wahrer ursprünglicher Katechismus, den die Verdrehtheit des Verstandes und des Herzens, die natürliche Folge der naturalistischen Lebensauffassung der Christen, ja sogar nicht weniger meiner Diener, ausgelöscht hat.

Willst du ein praktisches Beispiel?

Nicht weit von deiner Stadt entfernt lebt ein Ordensmann, den du kennst, also eine gottgeweihte Seele, die nach Vollkommenheit streben und diesen Katechismus über d e n Ursprung und das Ziel des Lebens kennen sollte. Du weißt, daß dieser Ordensmann im Beichtstuhl von mtlichen Unkeuschheiten absolviert, Ehebruch inbegriffen, ohne Reue zu verlangen.

Er hat aus seinem Leben und dem Leben so vieler Gläubigen, die zu seinem Beichtstuhl hinstmen, nicht nur das sechste und das neunte, sondern alle Gebote gestrichen. Und dieser unglücklichselige Ordensmann ist nicht der einzige, der solches tut.

Geben sich die Bischöfe keine Rechenschaft darüber, was in ihren Diözesen geschieht? Wenn sie darum wissen, warum bringen sie den Mut nicht auf, solchen Priestern die Möglichkeit des Beichthörens zu entziehen? Warum dulden sie Zentren wahrer Verdorbenheit?

 

Ihre Interessen

Wie weit sind heute Christen und Priester davon entfernt, das wahre Ziel des Lebens zu verfolgen! Sie sind stets beschäftigt, als ob sie die Regenten der Welt wären! Sie sind beschäftigt mit den Interessen ihres Ich.

Du siehst sie anscheinend voll Eifer und tigkeit, ganz beansprucht von Unternehmungen, aber nicht von den meinen, die einfach, sicher und einleuchtend sind: Gott mit allen Mitteln suchen, die zur Verfügung stehen, ihn über alles lieben vor den eigenen und fremden Interessen. Die Interessen Gottes sind:

1. Die Ehre Gottes.

2. Das Reich Gottes.

3. Der Wille Gottes.

Gott dienen schließt aus, sich selbst dienen.

Mein Sohn, wie viele Priester gibt es, die Gott treu dienen? Auch du könntest sie erkennen! Wenn die Pflanzen nach ihren Früchten beurteilt werden, so ist es leicht zu erkennen, welche Gott, und im Gegensatz dazu sich selbst, also dem Teufel, dienen.

Du wirst sehen, wie viele wurmstichige Früchte noch fallen werden: Verräter, Abtrünnige, Leugner. Ihr werdet es mit euren Augen sehen...

Mein Sohn, keiner kann dem Tod entrinnen, denn es ist dem Menschen bestimmt, zu sterben. Und ihr alle wt, daß der Tod nicht das Ende ist, sondern nur eine vorübergehende Trennung der Seele vom Leib.

Aber, mein Jesus, die Atheisten?

Angeblich gibt es unermeßlich viele. In Wirklichkeit sind es aber wenige, die angesichts des Todes nicht Zweifel und Ratlosigkeit zeigen. Aber ich sprach von jenen Priestern, die weit davon entfernt sind, die Weisheit zu besitzen, die sogar den Heiden eigen war. So sagte Cicero: «Mors, quam bonum Judicium tuumTod, wie gut ist dein Gericht!

Der Gedanke an den Tod, der selbst von den Heiden als weise angesehen wurde, wird von den Seelen dieser ungläubigen Generation wie etwas Lästiges und Trauriges ferngehalten. Von wenigen Ausnahmen abgesehen, denkt niemand an den Tod als Tor zur Ewigkeit.

Die Zahl der Törichten ist wahrhaftig unsagbar groß!

Bete und sühne! Beunruhige dich nicht; du opferst mir dein Leiden auf; es ist mir angenehm. Wie ein wohlriechender Weihrauch steigt es bis zu meinem Thron, um dann als Gnadenregen wieder niederzugehen.

Ich segne dich, mein Sohn, und zusammen mit dir segne ich alle, die dir nahestehen, d i r gut gesinnt sind, mit dir zusammenarbeiten, damit mein Wort, das Wort des Lebens, bekannt werde. 19. Februar 1976