61. Sich in die Gegenwart Gottes versetzen

Schreibe, mein Sohn: «Ich bin der Herr, dein Gott, du sollst keine fremden Götter neben mir haben

«Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben aus deinem ganzen Herzen, aus deiner ganzen Seele, aus deinem ganzen Gemüte, aus allen deinen Kräften

Ihr seid gewohnt, diese Gebote ungefähr so anzuhören, wie ihr alle Tage das Glockengeläute hört. Jedermann hört es, aber fast niemand achtet darauf. So bleiben auch die Gebote tote Worte, während sie in euren Herzen lebendig sein sollten.

Ich wollte dies vorausschicken, um dir besser zu verstehen zu geben, wie schlecht man betet, und zwar auch die wenigen, die überhaupt noch beten. Es gibt sehr wenige, die gut beten; denn es ist nicht möglich zu beten, wenn man das erste Gebot nicht kennt, und noch schlimmer, wenn man es vergessen hat.

Sich in die Gegenwart Gottes versetzen, heißt, eine Reihe geistiger Akte zu vollziehen, die für ein gutes und wirksames Gebet wesentlich sind.

Es muß ein Akt des Glaubens vollzogen werden, der eure Seele zu Gott erhebt, um mit ihm Verbindung aufzunehmen.

Diesem Akt des Glaubens müssen notwendigerweise Akte der Demut, des Vertrauens und der Liebe folgen, die dazu dienen, den Kontakt mit Gott zu versrken. Diese Akte sind für ein gutes Gebet unerläßlich, denn sie verhüten, daß es zu einer rein mechanischen Übung wird, die Gott abstößt, denn solche Seelen ehren mich nur mit den Lippen und nicht mit dem Herzen.

Leider gibt es viele solche, und die wenigen, die beten, beten vielfach nur äußerlich, wobei sie sich selber betrügen, da sie sich einbilden, eine Pflicht getan zu haben, die in Wirklichkeit nicht erfüllt wurde.

 

Auf der richtigen Ebene

Aus dem, was ich dargelegt habe, kannst du ersehen, welch schwere Mängel es im geistigen Leben der Christen gibt. Dabei beschränke ich mich jetzt nur auf einen, aber es gibt noch viele andere.

Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben aus deinem ganzen Herzen... r den, der Gott wirklich liebt und ihn an die Spitze seines Lebens stellt, besteht die Gefahr nicht, Gebete zu Gott aufsteigen zu lassen, die der Ausdruck von Stolz und Egoismus sind, wie das ausschließliche Bitten um Erfolg in irdischen Belangen, um Gesundheit, Reichtum und Ehren.

Wer nur um diese Dinge betet, kann mit Gott keinen Kontakt herstellen. Gott zieht nicht in Seelen ein, die voll weltlicher Unruhe sind und nur nach irdischen Gütern streben. Diese Seelen sind von Finsternis umgeben.

Wer Gott wahrhaft liebt, stellt sich ihm gegenüber auf die richtige Ebene, indem er seinen Ruhm und seine Liebe sucht.

Wer Gott wahrhaft liebt, sucht in seinem Gebet als erstes sein Reich in den Seelen, seine größere Ehre.

Gott hält seine Versprechungen: Bittet, und ihr werdet empfangen! Suchet, und ihr werdet finden! Klopfet an, und es wird euch aufgetan werden!

Wer betet und enttäuscht bleibt, muß dies der Tatsache zuschreiben, daß er das erste Gebot ausschaltet: «Ich bin der Herr, dein Gott, du sollst keine fremden Götter neben mir haben Auch deshalb, weil er das Hauptgebot nicht beobachtet: «Du sollst Gott aus ganzem Herzen lieben»; deshalb wird sein Gebet nicht erhört.

Man hat vergessen, daß ich die Apostel und euch so beten gelehrt habe: «Vater unser im Himmel...»

Sich in die Gegenwart Gottes zu versetzen, ist die erste Voraussetzung beim Gebet. Der Betende vergißt sich selbst, um mit seiner Seele zu Gottvater aufzusteigen, der allein groß und heilig und allein gut ist.

 

Lehrmeister des Gebetes

Müßt ihr, meine Diener, nicht unermüdliche Lehrmeister des Gebetes für die Gläubigen sein?

Eine gute Mutter wird nie müde, ihren Kindern die Dinge, die für das Leben wichtig sind, in dem Maß zu lehren, wie die Kinder wachsen. Bringt nicht auch ihr durch die Taufe in den Seelen das ttliche Leben hervor? Steht ihr also nicht in einer wirklichen geistigen Vaterschaft gegenüber den Gläubigen, die eurer Sorge anvertraut sind? Was läßt euch so wichtige Dinge vernachlässigen?

Die unglücklichen Auswirkungen einer schlecht ausgeübten Vaterschaft gegenüber den geistigen Kindern könnt ihr feststellen, wenn ihr den Mut habt, sie zu beobachten.

Gott, dem gerechten Richter, entgeht nichts von dem, was ihr nicht getan habt. Die Rettung so vieler Seelen, deren Preis unendlich ist, steht auf dem Spiel.

Meine Söhne, es ist wahr, daß die Gründe der Glaubenskrise, die sich ihrem Schlußakt nähert, verschieden sind und manche außerhalb eures Willens liegen; aber es ist auch wahr, daß einige euch zugeschrieben werden müssen. Wenn ihr euch nicht bekehrt und Buße tut? Was wird aus euch werden, wenn ihr fortfahrt, euch selbst statt Gott zu dienen?

Meine Söhne und Priester, die Zeit, die euch verbleibt, ist kurz. Nicht ich, sondern ihr bestimmt eure Ewigkeit.

Mein Sohn, ich werde nicht müde, dich um Gebet und Sühne zu bitten. 5. Februar 1976