65. Strenge der ttlichen Gerechtigkeit

Viele laufen Gefahr, sich von der Möglichkeit einer künftigen großen Züchtigung nicht überzeugen zu lassen. Viele zweifeln, verneinen sie heftig und erklären, eine große Züchtigung würde der ttlichen Barmherzigkeit zuwiderlaufen.

Auch meine Apostel wollten den Gedanken an mein Leiden und meinen Tod nicht annehmen; sie glaubten nicht an meine Worte. Ihr Eigendünkel hinderte sie daran, klar zu sehen, und beraubte sie der Gabe der Weisheit.

Heute wiederholt sich das gleiche für viele.

Ich, das menschgewordene Wort Gottes, bin im wahrsten Sinn das Opfer der strengen ttlichen Gerechtigkeit gewesen.

Die unendliche Liebe zur gefallenen Menschheit bewog die Allerheiligste Dreifaltigkeit zur Verwirklichung des Geheimnisses meiner Menschwerdung, meines Leidens und Sterbens. Vom Mund der Weisheit wurde gesagt: Aus der Sünde kam der Tod.

Die Sünde ist eine persönliche und eine soziale Schuld, die der Mensch und die Gesellschaft Gott gegenüber auf sich geladen haben. Gott kann immer eine teilweise Gutmachung verlangen, weil der Mensch weder einzeln noch in der Gesellschaft die Schuld völlig tilgen kann. Dafür hat Gott im Geheimnis meiner Menschwerdung, meines Leidens und meines Todes gesorgt.

 

Barmherzigkeit und Gerechtigkeit unteilbar

Denen, die mit großer Sicherheit behaupten, man dürfe nicht von Züchtigungen, sondern nur von der ttlichen Barmherzigkeit sprechen, antworte ich unmißverständlich und erkläre, daß in Gott Barmherzigkeit und Gerechtigkeit unteilbar sind, denn sobald das Böse das Alarmzeichen übersteigt, setzt das unerforschliche Walten der ttlichen Gerechtigkeit ein.

Wiederholt habe ich gesagt, daß die Städte dieser ungläubigen Generation schlechter sind als Sodoma und Gomorrha, die Sittenverderbnis überall wuchert und das Böse auf der Erde sich mit der Kraft eines reißenden Stromes ausbreitet. Nicht einmal meine Kirche ist davon sicher. Viele meiner Priester sind angesteckt. Der Abfall von Gott war nie so allgemein.

 

Der Kelch läuft über

Meine armen Priester, wie kurzsichtig sind sie. Sie sehen und begreifen nicht, daß Gott in seinem Zorn stets von einer Absicht der Barmherzigkeit geleitet wird.

Warum denken so viele Priester nicht an meine schreckliche Todesangst in Gethsemane? Warum denken sie nicht, daß mein blutiger Schweiß, meineVerlassenheit vom Vater mit der ganzen Strenge der ttlichen Gerechtigkeit, auf mir, seinem eingebornen Sohn lastete? Und warum habe ich alle Sünden der Menschen auf mich genommen?...

Auch diese Gerechtigkeit war, wie alles, eine Frucht der unendlichen Barmherzigkeit. Unglaube und Unwissenheit vermögen den Arm Gottes gegen die hochmütige, selbstbewußte Menschheit nicht zurückzuhalten. Meine Mutter hat es vermocht. Das Leiden der Guten und Unschuldigen, die heroische, hochherzige Hingabe der Opferseelen waren imstande, die beschlossene Züchtigung zu mildern und hinauszuschieben.

Doch jetzt läuft der Kelch über. Das Maß ist unwahrscheinlich voll und das Gericht im Anzug, auch wenn die Blindheit die Menschen hindert, das Vorspiel der drohenden Katastrophe zu sehen.

Indessen hat meine Barmherzigkeit, die allerdings viele meiner Priester nicht mit der ttlichen Gerechtigkeit zu verbinden verstehen, zahlreiche Heilmittel für eine geläuterte und neu geordnete Kirche, aber auch für eine gemaßregelte und von allen Verirrungen menschlichen Hochmuts befreite Menschheit bereitgestellt.

Barmherzigkeit und Gerechtigkeit wollen gleichen Schrittes ihren Lauf nehmen.

Mein Sohn, sage es: Die Seelen müssen unverzüglich zum Gebet, zur Buße und zur Bekehrung angeleitet werden.

Habt Vertrauen! Gott ist in seiner Gerechtigkeit immer Liebe, und aus der Liebe gehen alle seine Handlungen hervor. Ich segne dich, liebe mich! Entschädige mich durch deine Liebe für alle Undankbarkeit und Beleidigungen. 8. Oktober 1975